Wenn der Reifegrad der unsichtbare Elefant im Raum ist…
...dann stehst du davor wie ein Ochs vorm Berg. Du möchtest loslegen, hast sogar ein Rezept. Aber du traust dich nicht. So viele Knöpfe. Und dann drückst du irgendwas, und das Ergebnis ist eher „Gemüsebrei“ als „Knackiges Asia-Gemüse“.
Was fehlt? Der Reifegrad. Nicht der des Gemüses, sondern dein eigener.
Reifegrad: Der unterschätzte Entwicklungshelfer
Jetzt bitte nicht panisch werden oder gar beleidigt sein. Es geht hier nicht um Intelligenz oder guten Willen. Sondern um innere Bereitschaft, Verständnis und Erfahrung. Und Bewusstwerden.
Fakt ist: Von der ersten Verliebtheit bis zur Buchhaltung, vom Fitnessprogramm bis zur Elternrolle – der Reifegrad beschreibt, wie vertraut uns ein Thema bereits ist. Fachlich, emotional, strategisch.
Zu uns kommen Kundinnen und Kunden nicht selten mit einer klaren Vorstellung: mehr Sichtbarkeit, ein stimmiger Auftritt, ein strategischer Neuanfang. Sie strotzen vor Motivation und platzen vor Ideen. Und dann passiert … nichts.
Entscheidungen werden vertagt. Empfehlungen versanden. Oder alles läuft mit angezogener Handbremse.
Ist das die berühmtberüchtigte Beratungsresistenz?
Vielleicht.
Oftmals fehlt allerdings schlicht und einfach der Reifegrad in genau diesem oder jenem Bereich.
Das ist nicht böse gemeint, sondern menschlich. Wir alle haben Baustellen, in denen wir einfach (noch) nicht so weit sind.
Wie sich das bemerkbar macht?
👉 Die Entscheidung wird immer wieder vertagt („Ich muss da nochmal drüber schlafen... vielleicht auch sieben Nächte.“)
👉 Empfehlungen werden nicht verstanden oder klingen „ganz nett“, aber es passiert nichts.
👉 Der Wunsch ist riesig, das Zutrauen klein.
👉 Es werden 20 Meinungen eingeholt und am Ende der eigene Impuls untergraben.
👉 Oder es wird gemacht, aber nur halbherzig und mit angezogener Handbremse.
Zwischen Frustration und Fingerspitzengefühl
Als Experte in seinem Bereich sieht man oft glasklar, was nötig wäre. Man hat die Werkzeuge, das Wissen, die Lösung. Doch dein Gegenüber, braucht vielleicht erst noch ein inneres Aha-Erlebnis, einen Schmerzpunkt, ein Reifemoment. Und das kann zäh sein. Ja, sogar frustrierend.
Erinnerst du dich an deine erste Steuererklärung? An deinen ersten Pitch? An den Moment, als du plötzlich Social Media verstehen solltest? Dich zum ersten Mal jemand nach deinem Angebot gefragt hat?
Und genau so fühlt sich vielleicht dein Gegenüber auf Kundenseite gerade. Er oder sie sagt nicht: „Ich habe Angst.” Oder: „Ich habe das (immer noch) nicht verstanden.” Sie sagen: „Das klingt für mich nicht passend.” Oder: „Da muss ich nochmal drüber nachdenken.”
Ein Perspektivwechsel kann dann hilfreich sein: Dein Gegenüber will. Sonst würdet ihr hier nicht gemeinsam sitzen.
Abholen ist gefragt, nicht überfordern.
Erklärung. Einordnung. Motivation und Mut machen: „ Lass uns dran bleiben, gemeinsam, Schritt für Schritt."
Wir haben die Erfahrung gemacht: Ein ehrliches und offenes Gespräch und ein gemeinsamer Strategie-Workshop sind dann überaus effektiv. Nicht als schnelle Lösung, sondern als Raum, in denen genau das reifen kann, was fehlt: Verständnis, Struktur und Orientierung. Für mehr Vertrauen und Sicherheit und manchmal den Moment, in dem aus „Ich trau mich nicht” und „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll“ ein echter Impuls wird.
Fazit: Was wir daraus lernen können
Ob privat oder beruflich: Wir alle sind in bestimmten Bereichen reif wie ein französischer Rohmilchkäse oder so roh wie ein unreifer Pfirsich – und in anderen irgendwo dazwischen. Das anzuerkennen, ist kein Zeichen von Schwäche. Sondern von Wachstum und von Menschlichkeit.
- Als Kunde: Sei ehrlich mit dir. Wo stehst du gerade? Wo brauchst du Hilfe, Verständnis, Zeit? Sei offen.
- Als Berater: Erkenne. Verstehe. Nimm den Reifegrad ernst. Nicht jeder ist heute bereit für das, was du anbietest. Aber vielleicht morgen.
- Für alle: : Lasst uns mit Respekt begegnen. Manchmal braucht Entwicklung einfach etwas mehr und manchmal lieber etwas weniger Dampf.